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Sonntag, 11. Oktober 2009

Hip-Hop Beats richtig programmieren

Die besten Hip-Hop-Tracks bestechen durch ihre Einfachheit. Ein paar Drumsamples am richtigen Platz und es groovt gehörig. Das dahinter stehende Beat-Arragement ist nichts spektakuläres. Der richtige Groove kommt durch Lautstärkeveränderungen der einzelnen Zählzeiten und minimaler Versatz der Noten.
Lasst euch nicht vom Raster des Sequenzers beeinflussen

Schaltet am besten das Raster aus wenn ihr die Noten per Maus setzt. Aber es sollte als Orientierung noch im Hintergrund sichtbar sein. Nun setzt ihr auf die Zählzeiten Bass Drum und Snare abwechselnd. Ein leichter Versatz sollte weniger als 1/64tel betragen, sonst wird's zu heftig und der Groove kämpft gegen andere Elemente. Wenn ihr die Noten etwas vorzieht, kommt der Groove eine treibende Note. Nach hinten versetzt wird er "lay back" also smooth und chilliger. Die HiHat könnt ihr erstmal wieder bei aktivem Raster setzen, danach es wieder deaktivieren und nur die HiHat die auf geraden Zählzeiten liegen so belassen. Wenn Ihr mit 1/16tel HiHats arbeitet, sollte also jede Zweite in der Lautstärke (Velocity) etwas minimiert und die Note um Millisekunden nach vorn oder hinten verschoben werden. Auch Variationen können interessant klingen. Besonders mit Shakern macht diese Arbeit Spass und es klingt gleich viel lebendiger als das Maschinengehacke bei statischen Noten.
Der Hörer muss die Eins noch finden

Als Orientierungspunkt sollte die Eins für einen Beat-Durchgang punktgenau liegen, sonst verliert der Hörer schnell die Orientierung und die Versetzer verselbständigen sich - der Beat eiert durch die Gegend und kämpft gegen eventuell schon platzierte Elemente an. Doch hier gibt es keine feste Regel - solange der Goove stimmig ist und eure Freunde zum Beat nicken habt ihr alles richtig gemacht. Während die BassDrum und die Snare/Claps im Hip-Hop ordentlich Dampf machen können, sind zu viele HiHats eher nervig und klingen anstrengend. Besser sind ein paar wegzunehmen und Shaker dafür einzusetzen. An den HiHat-Sounds selbst kann die Attack-Phase minimal erhöht werden. Die ersten Transienten (Frequenzen des Anschlaggeräusches) machen den Anfang des Samples definierbar, durch eine höhere Attack-Zeit klingen die HiHats weicher da die ersten Transienten weggelassen werden. Ein kleiner Tipp um Zeit zu sparen ist die Steuerung der Attack-Zeit mit der Velocity eurer MIDI-Noten.
Die Masse macht's

Für die BassDrum sollten ruhig 2-3 Samples genommen werden, die klanglich und tonal sauber zueinander passen. Achtet besonders auf die Phasenlage, sonst rauben sich die BassDrums gegenseitig Energie. Ob BD der TR-808, Live-Kick oder gepitchte Dance-Toms, die Möglichkeiten für geeignete Samples sind hier unendlich. Irgendwo habe ich gelesen, das jemand mit einem Mikro und einem Müsli-Karton "die Hammer-BassDrum" erzeugt hatte, so geht's eben auch!

Bei der Snare sollte eine viel Obertonspektrum (Snare-Teppich) haben - Elektronik-Freaks basteln oft aus weissem Rauschen den Teppich-Sound der Snare. Für den Bauch könnt ihr etwas "mumfigere" Snares oder gepitchte Tom-Sounds verwenden. Ein ganz kurzes, hochgepitchtes Snare-Sample kann hier als Anschlag-Ersatz fungieren. Wichtig ist das am Ende die Lautstärken zueinander passen. Klingt es wie eine oder mehrere Snares? Schiebt den Bauch-Sound ruhig etwas nach hinten (leiser), aber die Snare sollte schon ordentlich knallen und ist eines der zentralen Elemente bei HipHop-Tracks.


Die Claps (Klatscher) können ebenfalls gedoppelt werden. Wichtig ist hier, im Sequenzer die Noten um die Zählzeit herumzubasteln, sonst klingt der dicke Klatscher nur noch laut und tot. Bei den Claps können die Attack-Zeiten ebenfalls minimal variiert werde - die Release-Zeiten sollten dagegen möglichst lang sein, um den Klatscher ausklingen zu lassen. Eigene Aufnahmen können den Beat bereichern.

Kleiner Recording-Tipp: Ein Kugelmikrofon im Badezimmer mit mehreren klatschenden Leuten macht eine gute Athmosphäre, die stark komprimiert leise unter den Beat gemischt wird.

Zu guter letzt setze ich viel auf Shaker. Die sind schnell selbst gebaut (gelbe Ü-Ei-Packung mit trockenen Reiskörnern, Foto-Dosen mit trockenen Linsen etc.) und bringen jeden Hintern zum wackeln. Hier sollten zu viele Shaker nicht übereinander liegen. Jeder Shaker sollte eine eigene Rythmus-Linie haben, aber auch nur auf die Zählzeiten (1,2,3,4) reicht aus, um den Groove zu "fresh'n". Falls ihr keine Schüttelkönige seid und nur wenig Auswahl, können verschieden gepitchte Shaker schon viel ausmachen - zu extreme Einstellungen klingen aber oft künstlich und billig!


Viel Spass beim rumprobieren!

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