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Freitag, 5. August 2016

Einfache Raumakustik Messung

Die Raumakustik kann mit einfachen Mitteln gemessen und so verbessert werden. Bevor Absorber oder Diffusoren gebaut und installiert werden, sollte die Raumakustik einmal gemessen werden. Im diesem Blogbeitrag erkläre ich, wie mit einfachen Mitteln solch eine Messung für den Bereich Home Recording möglich ist. Ich merke an, das eine professionelle Messung von geschulten Akustikern um ein Vielfaches genauer ist - aber im Bereich Home Recording existiert weder der kommerzielle Druck noch ist das entsprechende Budget vorhanden. Daher genügt mein Ansatz für den privaten Bereich vollkommen aus, das hat mir meine langjährige Erfahrung gezeigt.

Die Vorbereitungen


Für die Messung werden folgende Dinge benötigt:
  • Ein Computer
  • Die Software "RoomEQWizard" (http://www.roomeqwizard.com/)
  • Ein Messmikrofon (Kugelcharakteristik, linearer Frequenzgang)
  • Boxen
  • Audio-Interface
Da ein Computer, Boxen und ein Audio-Interface meistens schon vorhanden ist, fehlt nur noch ein Messmikrofon. Dies kann gut gebraucht gekauft werden. Kostenpunkt rund 100 €.

Die Software REW ist kostenlos, die Seite hat einiges an Informationen. Für die Bedienung sollte man sich die Hilfe-Seite anschauen: http://www.roomeqwizard.com/help.html.

Die Durchführung


1. Das Messmikro wird aufgestellt. Es kommt genau dort hin, wo die Hörposition ist. Die Höhe des Mikrofons sollte identisch sein mit der Kopfhöhe im sitzen. Das Messmikrofon zeigt mit der Membran nach oben - nicht nach vorne!
2. Das Messmikro wird an das Audio-Interface angeschlossen.
3. Das Programm wird gestartet.
4. Die Lautstärke wird eingepegelt. Dazu macht das Programm einige Geräusche. Mit dem Audio Interface wird nun die Eingangslautstärke so eingestellt, das der markierte Pegel im Programm erreicht wird.
5. Der Messvorgang wird durchgeführt. Dazu macht das Programm wieder einige Geräusche. Während der Messung sollten keine anderen Geräusche auftreten - also vorher alle anderen Geräte ausschalten (Smartphones!) und der Lüfter des Computers sollte nicht laufen. Sonst den Computer aus dem Raum schaffen.
6. Als Ergebnis gibt es ein Wasserfall-Diagramm, in dem erkennbar ist, wie die einzelnen Frequenzen im Raum resonieren.

Die Interpretation


Die Interpretation der Ergebnisse sind nicht ganz einfach. Es gibt aber immer ""Berge" und "Täler" die im Zeitverlauf abnehmen. Als Beispiel sind Bilder aus dem Tonstudio-Forum entnommen worden.

Berge

Ein Berg bedeutet, dass im Raum eine Frequenz betont wird und so ein längerer Nachhall in diesem Frequenzerbereich entsteht. Es muss in diesem Frequenzbereich daher etwas passieren - entweder werden die Boxen optimiert/ausgetauscht, ein EQ im Computer wird zur Korrektur genutzt - oder der Raum wird in diesem Frequenzbereich mit einem schmalbandigen Absorber ausgestattet, um diese Frequenzen zu bedämpfen. Optimal wäre natürlich, wenn die Boxen einen linearen Frequenzgang haben (was die meisten aber nicht haben) und es nur der Raum ist, der optimiert werden muss.

Täler

Ein Tal bedeutet, dass im Raum eine Frequenz bedämpft wird und so ein kürzerer Nachhall in diesem Frequenzerbereich entsteht. Es muss in diesem Frequenzbereich etwas passieren - entweder werden die Boxen optimiert/ausgetauscht, ein EQ im Computer wird zur Korrektur genutzt - oder der Raum wird auf einen natürlichen, schmalbandigen Absorber untersucht und eliminiert. Natürliche Absorber sind z.B. Gipsplatten, die einen Plattenabsorber bilden. Oder (wie in diesem Beispiel) bereits installierte Superchunks (in den Ecken) sowie eine Raummode die am Messpunkt eine Auslöschung durch Überlagerung erzeugt.

Beispiel


In diesem Beispiel sind Täler in den Frequenzbereichen bei über 100 Hz, bei 165 Hz Die, 180 Hz, 215Hz sowie 250 Hz. Dagegen ist im Bereich 50 Hz ein deutliches Dröhnen zu erkennen. Dies kann entweder auf eine starke stehende Welle hinweisen oder auf falsch eingestellte oder platzierte Boxen. Daher sollte vor der Raumoptimierung auch die Boxenpositionierung geprüft werden.

Da im Bereich 100 Hz ein starker Abfall zu erkennen ist, und 2 x 50Hz = 100 Hz ergibt, scheint am Messpunkt auch eine 100 Hz Mode zu sein - hier reduziert sich durch den Überlagerungseffekt der Frequenzbereich 100 Hz. Um Klarheit zu schaffen, was nun stehende Wellen und was die Wirkung der Superchunks ist, werden weitere Informationen der Raummaße sowie der Superchunk-Tiefe benötigt. Damit können die problematischen Frequenzen errechnet werden.

Auch wenn der Autor des Beitrages es nicht erwähnt, aber es scheint besonders der 50 Hz Bereich aufgrund der starken Ausprägung das entscheidende Problem zu sein. Um 50 Hz mit einem Superchunk zu bedämpfen, müsste der Aufbau 1,7 Meter tief sein. Da dies sehr unrealistisch ist, wäre an dieser Stelle ein Helmholtz-Resonator mit einem Volumen von 117,65 Litern wesentlich effektiver und platzsparender (Maße 50 x 50 x 50cm, Lochdurchmesser 11 cm, Materialstärke 1 cm, Zielfrequenz 49,71 Hz). Alternativ kann ein Plattenschwinger gebaut werden.

Man sollte sich allerdings von der Vorstellung verabschieden, eine nahezu perfekte Akustik in einem normalen Zimmer zu erhalten - dazu sind immer Baumaßnahmen erforderlich, in denen Wände entfernt oder geschrägt/gewinkelt werden, Trockenbauwände oder Porenbetonwände durch Steinwände ersetzt werden, Decken geschränkt/gewinkelt werden und so weiter. Die schlimmsten Berge und Täler sind dagegen recht einfach zu erkennen. Auf Basis der Messung können anschließend ein paar abgestimmte Absorber erstellt werden. Messungen vor und nach Aufstellung bieten schnell die bewertung der Effektivität. Dieses Vorgehen ist wesentlich besser, als viel Geld für teure Breitbandabsorber zu bezahlen, die oft das Bassproblem nicht in den Griff bekommen - jeder Raum ist individuell, daher müssen auch die Absorber individuell sein.

Weitere Informationen


Absorber: Absorber
Diffusoren: Diffusoren Studio Akustik: Blogeintrag von Georg Stuby

Videos


Videoreihe von MusoTalk

Ein Tonstudio entsteht - Messung der Raumakustik
Hinweis: Meiner Meinung von der Ausführung und Bewertung der Messung her das beste Video. Hier fehlt allerdings der Bezug zum Raum und den Akustik-Elementen.

Video von Old School Studios

Raumakustik: Nachhallzeit berechnen und bemessen. Absorber zur Optimierung?!
Hinweis: Ein Vorher/Nachher Vergleich

(Werbe-)Video von HOFA

HOFA Basstraps, Absorber und Diffuser Akustikmodule Teil 2
Hinweis: Teil 1 und 3 gibt es auch noch. Es werden einige HOFA Module vorgestellt. Dieses Beispiel ist eher für Musikräume gedacht (Musikschulen etc.) und weniger fürs Home Recording.

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