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Freitag, 27. Dezember 2013

Mysterium Multiband Kompressor

Multiband Kompressoren

Ein Multiband-Kompressor wirkt wie ein dynamischer EQ und kann frequenzabhängig die Dynamik eines Signals bearbeiten.
Auch wenn man Standard-Kompressoren kennt und mit diesen gut arbeiten kann - ein Multiband-Kompressor ist nochmal eine ganz andere Nummer. Als erstes muss man sich für eine Aufteilung des gesamten Frequenzbandes (0Hz - 20kHz) in verschiedene Frequenzbänder entscheiden. Wo macht man hier den Schnitt zwischen Bässen, Mitten und Höhen? Und sollte der Mittenbereich nochmal aufgeteilt werden? Wie stelle ich optimal Threshold und Ratio ein? Was soll ich bei Attack und Release beachten? Alle Tipps und Beispiele beziehen sich auf den Waves C4 - die meisten Einstellungen können aber auch mit anderen Multibandkompressoren nachgestellt werden. Folgend eine kurze Liste der bekanntesten Multiband-Kompressoren.

Multiband Kompressoren Favoriten

Quelle: www.kvraudio.com


Komprimieren mit 3 Bändern

In einem Multiband Kompressor mit drei Bändern können wir das Frequenzspektrum zwischen Bässen, Mitten und Höhen unterteilen. Zwischen den Bändern liegen sogenannte Crossover-Bereiche. Die Crossover-Frequenzen können beispielhaft so angegeben werden:
  • Bass: 20-150 Hz
  • >Mitten: 150-6500 Hz

  • Höhen: 6500 bis 20.000 Hz
  • Wenn wir ein komplettes Standard-Musikstück einer Band (Drums, Gitarre, Bass, Gesang, keine Extras!) mal mit dem Waves C4 analysieren und das unterste Band mit der Crossover-Frequenz von 150 Hz einstellen sollte man im "SOLO" Mode nur die Bassdrum und etwas Bass hören. Je weiter die unterste Crossover-Frequenz nach oben geschoben wird, desto mehr untere Mitten werden hörbar. Hier kann der Bassbereich separat und unabhängig vom Rest der Frequenzen bearbeitet werden. Da in den unteren Frequenzen viel Energie steckt, verträgt der Bassbereich etwas mehr Kompression als die mittigen/hohen Frequenzen. Wichtig ist bei den Mitten, das die Einstellungen und die hörbaren Veränderungen sehr gering sein sollten, denn extreme Einstellungen verschlechtert eher der Sound. Dies soll lediglich einen ersten Eindruck geben, und bei der Einstellung der Crossover-Frequenzen helfen. Welche Kompressionseinstellungen genommen werden können, folgt.

    Attack & Release (Waves C4)

    Die Grundeinstellung mit der man starten kann ist:
    • De tiefen Bereich (1st Band) auf Solo stellen
    • Attack und Release auf 5ms stellen
    • Elektro-Modus aktivieren
    • Global Release auf "Manual" stellen
    • Range auf -10 einstellen
    • Threshold so einstellen, das sich in der grafischen Darstellung im ordentlich was bewegt
    Jetzt wird der Bass sich sehr verzerrt anhören. Ein Vergleich kann über den Bypass-Knopf im 1st Band erreicht werden. Nun stellt man Attack & Release so ein, das die Transienten noch durchkommen (beim Bassband eher weniger davon vorhanden) und der Punch bleibt. Die Releasezeit sollte so eingestellt sein, das keine Verzerrung zu hören ist. Auch das Tempo des Songs ist hierbei wichtig, denn schnelle Songs (schnell gespielter Bass mit vielen, kurzen Noten) benötigt eher eine kurze Releasezeit, während Balladen mit lang stehenden oder ausklingenden Basstönen viel mehr Release benötigt.

    Je höher die Frequenzen sind, desto weniger Verzerrungen sind bei extremen Einstellungen zu hören. Somit ist der Bassbereich ideal für einen Einstieg in die Multibandkompression. Zu kurze Attackzeit in dem mittleren und hohen Frequenzbändern erzeugt teilweise hohes Klicken der ersten Transienten beim Einsatz, zudem einen gequetschten Klang, die Musik wird richtig "heruntergedrückt" und kann "nicht mehr atmen". Zu lange Releasezeiten führen zu starken Verschiebungen in der tonalen Balance zwischen den hohen und den tiefen Frequenzen.

    Der Peak-Cutter

    Komprimieren - aber wie genau? Dafür gibt es zwei Extrem-Ansätze, die sozusagen die Ränder eines großen Einstell-Universums markieren. Den einen Rand nenne ich gerne den "Peak-Cutter", da mit diesen Einstellungen der Kompressor lediglich die Signal-Peaks wegschneidet. (Das gibt es übrigens auch als Plugin mit wenigen Knöpfen und nennt sich dann "Limiter")
    Einstellungen:
    • Threshold: -3 bis -12 dB, eher weniger
    • Ratio: 5:1

    Der Energizer

    Das andere extrem ist ein Signalverdichter oder Energizer, der mit niedrigem Threshold ganz früh ansetzt und nur wenig komprimiert.
    Einstellungen:
    • Threshold: -30 bis -40 dB, eher mehr
    • Ratio: 1,25:1 oder weniger
    Zwischen den beiden Einstellungssets gibt es natürlich etliche Möglichkeiten.

    Der Waves C4

    Der Waves C4 hat in den Kompressor-Parameter ein paar Veränderungen ggü. dem "Standard" vorgenommen (damit meine ich klassische Kompressoren wie den Waves C1). Hier gibt es u.a. die Angabe einer "Range" statt einer "Ratio". Hier erklärt Waves die Einstellungen der Range wie folgt:
    • If Range is negative, you’ll have downward gain change.
    • If Range is positive, you’ll have upward gain change.
    • The real flexible fun happens when you offset this dynamic Range with a fixed Gain value.
    Dabei ist eine "downward gain change" eine klassische Kompressor-Arbeit (wird es lauter, mach es leiser). Die "upward gain change" entspricht dem klassischen Expander. Mit "flexible fun" ist gemeint, das der C4 auch beides gleichzeitig kann - je nach Threshold und Range-Setting. Und wenn man mit dem C4 und dieser Einstellung etwas rumspielt, versteht man schnell das dies durchaus "flexible fun" sein kann, es aber auch schnell zur "flexible madness" wird. Darum wollen wir mal wieder zurück zu den Roots und schauen uns nacheinander die Anwendungsbeispiele des C4 an.

    High-level Kompression

    Dies ist der klassische Anwendungsbereich, um laute Passagen leiser zu machen und anschließend das ganze Signal per "Makeup Gain" lauter zu machen. Vorteil: Einfach und schnell, passt oft für die meisten Anwendungen. Nachteil: Wird zu oft falsch eingesetzt, erhöht das Grundrauschen, kann bei falschen Attack-Einstellungen die Transienten (Anschlag-Geräusche) zerstören und bei zu kurzen Release-Zeiten zu Verzerrungen oder zum Pump-Effekt hervorrufen.
    C4 Einstellungen für High-level Kompression:

    • Threshold: -24 bis 0 dB
    • Range: -3 bis -9 (moderat)

    High-level Expansion

    Mit einem klassischen Expander kann leblosen Signalen mit wenig Dynamik (Lautstärkeschwankungen) etwas mehr Dynamik verliehen werden. Hier werden die lauten Passagen noch lauter gemacht - was zum Ziel hat, den Abstand zwischen den leisen und den lauten Passagen zu vergrößern. Dies kann u.a. Aufnahmen retten, die schon während der Aufnahme zu stark komprimiert werden. Hier genügt es beim C4, einfach der Range positive Werte zu geben.
    C4 Einstellungen für High-level Expansion:
    • Threshold: -24 bis 0 dB
    • Range: +3 bis +9 (moderat)

    Low-level Kompression

    Aha - was ist denn das? Richtig, hier werden die leisen Passagen lauter, die lauten Passagen bleiben aber unberührt. Wo ist das sinnvoll? Nun wenn ich eine Akustikgitarre aufgenommen habe mit ordentlich Klang und Volumen, mir im Mix aber das Seitenanschlag-Geräusch zu leise ist, kann ich per low-level Kompression den Seitenanschlag verstärken, ohne das Klang und Volumen verloren geht (klar, geht auch mit anderen Mitteln). Oder die kleinen Tippser (Ghostnotes) der Snaredrum sind groovy aber zu leise - auch hier hilft der Low-level Kompressor.
    C4 Einstellungen für Low-level Kompression:
    • Threshold: -24 bis 0 dB
    • Range: +3 bis +9 (moderat)

    Low-level Expansion

    Anders als der Name vermuten lässt, kann mit der Low-level Expansion ein Gate simuliert werden. Leise Passagen könne so noch leiser gemacht werden. Dies ist hilfreich, wenn es ein hohes Grundrauschen auf der Aufnahme gibt, das in den lauteren Passagen aber nicht weiter auffällt. Hiermit kann auch das Surren eines PC-Lüfters oder das Übersprechen der Kopfhörer-Signale bei Gesangsaufnahmen kompensiert werden.
    C4 Einstellungen für Low-level Expansion:
    • Threshold: -60 dB
    • Range: +6
    • Gain: -6

    The Power of Kombination

    Richtig gut wird es erst, wenn man in einer Gruppen-/Busspur die verschiedenen Frequenzbereiche mit unterschiedlichen Ansätzen bearbeiten will: Limiting im Bassbereich, für die unteren Mitten ein Expander, für die oberen Mitten ein Low-level Expander und die Höhen etwas komprimieren. Das geht alles sehr gut mit einem Multiband-Kompressor. Für die klassische Anwendung einer Instrumentenspur kann aber auch ein Multikomp verwendet werden: So kann bei der Bassdrum der hochfrequente Schlegelanschlag auf dem Fell vom Basswummern der Kesselresonanzen für die Kompression getrennt werden, ohne das Kompressoren, EQs und verschiedenen Spuren verwendet werden müssen.

    Weitere Internetlinks

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