Translate

Donnerstag, 25. April 2013

Audio PC

Was ist der perfekte Audio PC?



Ich beziehe mich mit diesem Artikel auf alle "PC-Selbstbauer", die einen optimalen PC zusammenbauen möchten. Ich werde keine detaillierten Angaben zu Marken / Modellen machen, da diese in 2 Monaten wieder veraltet sind. Diese Tipps sind zeitlos, aber fundiert und so werden auch alle aktuellen "Audio PCs" der größen Hersteller und Anbieter ausgerüstet.

Das Case

Wer es sich leisten kann, sollte ein solides 19" Server-Rack sich anschaffen, an dem man von vorne direkt die Festplatten austauschen kann. Die Höhe sollte 4 U betragen, da sonst sämtliche Standard-Elemente wie Netzteil/Stromversorgung oder Erweiterungs-Karten nicht passen. Als Alternative können "Silent Tower" genutzt werden. Hier ist allerdings darauf zu achten, das keine Case-Lüfter verbaut sind.

Das Motherboard

Das Motherboard benötigt für einen perfekten Audio-PC so wenig Sonderfeatures wie möglich:

  • Keine onBoard Grafikkarte
  • Keine Modems, Bluetooth oder IR Anschlüsse
  • Keine onBoard Soundkarte (gibt es leider nicht mehr)
  • Keinen digitalen Audioanschluss (S/PDIF)

Es gibt noch einigen Schnokus, der heute als Standard für Motherboards gilt und ohne diese Dreingaben leider kaum noch ein Board zu bekommen ist. Generell muss aber das System all diese Dinge verwalten, und das kostet Rechnerleistung. Daher ist ein gutes, solides Board ohne viele Extras die beste Wahl. Hersteller möchte ich an dieser Stelle nicht empfehlen, wer sich nach solch einem "Minimal-Board" umschaut wird schnell erhebliche Preisunterschiede erkennen - hier also nicht das günstigste kaufen, ein Board aus dem Preismittelfeld sollte es schon sein.

Das Netzteil

Um die Geräusche von Lüftern zu vermeiden, sollte das Netzteil eine passive Kühlung besitzen. Als mögliche Alternative gibt es Netzteile mit Wasserkühlung. Besonders die Wasserkühlung kann ich für Audio-PCs empfehlen, da hier der komplette PC mit 0dB gekühlt werden kann. Da der Hype um Overclocking und damit um Wasserkühlung in den letzten Jahren stark abgenommen hat, gibt es etliche WK-Teile gebraucht sehr günstig zu kaufen. Wichtig ist auch, das das Netzteil aktive FPC unterstützt - dies ist eine Leistungsfaktor-Korrektur die u.a. die Wirkungleistung verbessert.

Meine Erfahrung zeigt, das leider alle erhältlichen Netzteile nicht für Audio-PCs optimiert sind. Da alle PC-Komponenten an einem Netzteil hängen, kommt es sehr oft vor, das bei Festplatten-Aktivität oder auch bei Mausbewegungen Störgeräusche auftreten. Dieses Problem ist leider kaum zu beheben, aber hier sind einige Lösungsmöglichkeiten, die das Problem minimieren können:

  • Stromversorgung für PC und externe Geräte (Bildschirm, Monitor, Abhöre) trennen
  • Mehrfachstecker mit Spannungsfilter und Überspannungsschutz verwenden
  • Wenn möglich, die externe Soundkarte (der D/A-Wandler) separat mit Strom versorgen

Die Lüfter

Egal was euch Freunde, Verwandte oder auch die Hersteller sagen: Kauft keine Lüfter und baut auch keine per Lüfter gekühlten PC-Teile in euren Audio-PC. Zum einen erzeugt jeder Lüfter Geräusche, da er die Luft bewegt und dies Reibung erzeugt. Zum anderen setzen sich im Lauf der Zeit die Lüftermotoren mit Staub voll - dies führt dazu das der Lüftermotor und die integrierten Rotationslager/Kugellager mehr belastet werden - was zu mehr Lärm führt. In einigen Fällen ziehen die Lüfter dann auch mehr Strom und belasten das Netzteil zusätzlich bzw. schwankt deren Strombedarf stark was sich wiederum negativ auf die gesamte interne Stromversorgung auswirken kann.



Nur ein nicht vorhandener Lüfter ist ein guter Lüfter!

Die Kühlung

Wie schon erwähnt, empfehle ich allen den Audio-PC komplett mit Wasserkühlung auszustatten und einen externen Radiator ohne Lüfter zu verwenden. Die notwendigen Teile dafür gibt es aktuell sehr günstig auf dem Gebrauchtmarkt. Die aktuellen CPUs sind inzwischen so leistungsfähig, das sich eine extreme Übertaktung und somit eine sehr effektive Wasserkühlung für die meisten Spiele-PC-Besitzer nicht mehr lohnenswert ist. Dies bietet für alle Audio-PC Besitzer die Chance, sich für ein Minimum an Budget ein lautloses (und sehr effektives) Kühlungs-System zu installieren. Denn die in Wasserkühlungssystemen verbauten Teile sind extrem belastbar und sehr langlebig. Ich habe nun seit fast 10 Jahren ein Wasserkühlungssystem und es ist bisher nichts passiert. Es gab kein Leck, es gab keinen geplatzten Schlauch und sogar die Pumpe läuft seit Einbau ohne Probleme und ohne Nebengeräusche. Wichtig ist nur, alle 6 Monate etwas destilliertes Wasser und etwas Kühlflüssigkeit nachzufüllen (schützt vor Korrosion). Mit einem Radiator ohne Lüfter kann ein ganzes System komplett gekühlt werden: Netzteil, CPU, GPU, Northbridge und Arbeitsspeicher können alle in ein Kühlungssystem eingebunden werden. Der einzige Nachteil ist die Flexibilität - Wasserkühlungssysteme (besonders mit externem Radiator) lassen sich nur schwer transportieren. Aber wer ein Projekt-Studio hat, wird seinen Audio-PC auch nicht zur nächsten LAN-Party mitnehmen.

Die Grafikkarte

Da eigentlich alle professionellen Audio-Programme (Cubase, Logic, Nuendo, ProTools, Sonar, Studio One, Ableton) eine sehr anspruchslose und einfache Grafik besitzen, genügt eine entsprechend kleine Grafikkarte die eine passive Kühlung besitzt. Schwerpunkt sollte hier eher auf die Dualhead-Unterstützung (zwei Monitore) und hohe Auflösung (Full HD) gelegt werden. Diese Grafikkarten benötigen keine schnelle, hochgetaktete GPU und auch keinen großen Arbeitsspeicher. Schaut euch auch nach einer Wasserkühlung für die Grafikkarte um - diese ist meistens gebraucht sehr günstig zu haben.

Die Soundkarte

Auch wenn USB- und Firewire-Karten mit internen A/D und D/A-Wandlern im absoluten Trend liegen uns sehr günstig sind - lasst euch nicht von den Herstellern täuschen. Im alltäglichen Gebrauch sind oft die verbauten Teile Mist und taugen lediglich für das Qualitätsurteil "ganz passabel". In den meisten Fällen sind weder die Vorverstärker top, noch die internen A/D und D/A-Wandler. Es gibt viele gute Gründe, warum professionelle Studios keine USB-Soundkarten nutzen, sondern jeweils einzelne Geräte nutzen:

  • Um analoge Signale in digitale Signale zu wandeln: A/D-Wandler
  • Um analoge Signale zu verstärken: Vorverstärker (Mischpult)
  • Um digitale Signale in analoge Signale zu wandeln: D/A-Wandler
  • Um die Lautstärke des Monitorings zu steuert: externe Faderbox (Mischpult)

Diese vier Module sind in jeder üblichen USB-Karte enthalten. Wenn davon nur ein Element Mist ist, bringt es nichts wenn alles andere Top-Qualität hat - die Bereiche sind voneinander abhängig da die Signale aus dem Mikro über diese Module in den PC kommen müssen. Und die Signale müssen auch wieder aus dem PC auf die Abhöre oder die Kopfhörer.

Daher lohnt es sich in gute Einzelkomponenten zu investieren, um bei Bedarf nur einzelne Komponenten zu ersetzen und nicht das gesamte Setup zu ändern. Gute Vorverstärker gibt es oft mit integrierten, hochwertigen A/D-Wandlerkarten. Die digitalen Signale können dann über eine interne Karte direkt in den PC geführt werden. Typische Probleme bei langen Audiokabeln werden dadurch kompensiert.

Als Beispielsetup kann ein 8-fach Vorverstärker mit integrierter A/D-Wandlerstufe für ca. 500€ erworben werden. Eine passende Digitalkarte liegt ebenfalls in dem Preissegment. Ein guter D/A-Wandler inkl. Monitorboxen ist ebenfalls für den gleichen Preis zu haben. Auch hier lohnt sich ein Blick auf den Gebrauchtmarkt, wo viele aktuelle Geräte für 30% weniger Kosten erhältlich sind.

CPU & Arbeitsspeicher

In diesem Bereich gibt es für Audio-PCs keine hohen Anforderungen. Ein aktueller CPU mit vier Kernen und ca. 2 Ghz Taktrate genügt für die meisten Audio-Anwendungen. Der Arbeitsspeicher sollte eine hohe Bustakt-Rate besitzen und wenn möglich mehrere Datenkanäle (Dual-Channel) nutzen. Der Arbeitsspeicher sollte groß genug gewählt werden, um genügend VST-Instrumente und Effekte zu verwalten. Mindestens 4GB sind notwendig, mehr ist bekanntlich besser. Ein 64-Bit Betriebssystem sollte den großen Arbeitsspeicher verwalten können. Dies ist u.a. bei alten Windows-Versionen nicht der Fall.

Festplatten

Eine SSD-Festplatte ist für das Betriebssystem und die Audio-Anwendung empfehlenswert. Die SSD ist unglaublich schnell und leise - beides ideale Eigenschaften. Leider sind die SSDs nicht für Backups/Audiodaten sinnvoll, da die Flash-Speicher schnell ihren Geist aufgeben. Für wichtige Daten (Aufnahmen) sind daher die klassischen SATA3-Festplatten am besten geeignet. Ein RAID-1-Verbund (zwei gleich große Festplatten, auf denen die Daten dupliziert/gespiegelt werden) ist für Datenausfall äußerst sinnvoll. Wenn Aufnahmen für Kunden gemacht werden, sogar ein Muss, um finanziellen Schaden und Image-Verlust abzuwenden.